erschienen in Mario Tal (Hrsg), Umgangssprachlich: Krieg – Testfall Afghanistan und deutsche Politik, PapyRossa Verlag Sept. 2010
Die Anschläge vom 11. September machten für Washington nicht nur den Weg frei für einen Angriff auf Afghanistan, sondern auch auf den Irak. Sturmreif war das ölreiche Land am Golf nach dem ersten Krieg 1991, zwölfjährigem Embargo und regelmäßigen Luftangriffen auf sogenannte „Flugverbotszonen“ schon lange. Der Krieg traf eine Gesellschaft, die aufgrund der nahezu totalen Handelsblockade keinerlei Reserven mehr besaß. Wer sich erhofft hatte, nach dem Sieg der Invasoren würden sich wenigstens die Lebensbedingungen wieder verbessern, sah sich bald getäuscht. Das Land trieb immer tiefer in die Katastrophe.
Durch die vollständige Zerschlagung des irakischen Staates gelang es den USA, den Irak auf absehbare Zeit als Regionalmacht auszuschalten. Bei der Umsetzung aller übrigen Ziele blieben die USA allerdings stecken. Hauptsächlicher Nutznießer des Krieges wurde der Iran, der nach Wegfall des Konkurrenten zur regionalen Vormacht aufstieg und auch im Irak selbst großen Einfluss gewann. Offiziell hält Washington an dem vereinbarten Truppenabzug bis Ende 2011 fest. Experten gehen jedoch davon aus, dass dies nicht das letzte Wort sein wird. Denn unter diesen Umständen käme ein Rückzug einer Niederlage gleich.
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