Irak ‒ Islamisierung in Folge von Krieg und Besatzung

Cover

Erschien in Jasmin Rupp (HG), Der (Alb)traum vom Kalifat – Ursachen und Wirkung von Radikalisierung im politischen Islam, Böhlau Verlag Wien, Okt. 2016 – Reihe Internationale Sicherheit und Konfliktmanagement  – Band 009

Mein zweiter Beitrag darin: Syrien – Die Auflösung des letzten säkularen Staates im Nahen Osten (pp 167–188)

Islamistische Strömungen spielten im Irak jahrzehntelang nur eine untergeordnete Rolle. Die irakische Politik wurde lange von säkularen Kräften dominiert ‒ Nationalismus, Pan-Arabismus und Sozialismus.[1] Das Erstarken islamistischer Gruppen und Parteien im Irak in den letzten 12 Jahren ist eine unmittelbare Folge der Kriege gegen das Land, der Besatzungspolitik und der in dieser Zeit geschaffenen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse. Sie gaben den mit den USA verbündeten schiitischen islamistischen Organisationen Raum, sich Einfluss und Macht im Land zu sichern und waren Anlass für die Radikalisierung ihrer Gegner. In den dadurch entstandenen Konflikten geht es weniger um Religion als um Macht, Einfluss und wirtschaftliche Interessen. Eine fundamentalistische Auslegung des Islam liefert vielen dabei den ideologischen Überbau.[2] Wie auch in anderen Konflikten dient die Religion vor allem als Vorwand und anfeuernder Aufruf zu Einheit und Geschlossenheit.[3] Durch die Mobilisierung religiösen Eifers und das Schüren von Ressentiments gegenüber anderen Religionen und Konfessionen wird um Anhänger und Unterstützung anderer Gruppen geworben.

Trennung von Staat und Religion im Zuge der Unabhängigkeit

In der 1970, nach der Machtübernahme der Baath-Partei, eingeführten Verfassung war der Islam ‒ wie in der Region üblich ‒ Staatsreligion. Dennoch hatte der Irak bis zur US-geführten Invasion 2003 überwiegend den Charakter eines säkularen Vielvölkerstaates. Alle übrigen Verweise auf den Islam, die in den vorherigen Verfassungen noch enthalten waren, waren entfernt worden, auch die Bestimmung, dass der Präsident Muslim sein muss.[4] Religionsfreiheit wurde garantiert, die großen traditionellen schiitischen Prozessionen und Pilgermärsche aber oft verboten ‒ nicht aus religiösen Gründen, sondern aus Sorge davor, dass sie in militante Proteste und Unruhen übergehen könnten, was häufig auch geschah.[5]

Auch wenn gewisse Ressentiments zwischen den Religionen und Konfessionen präsent waren, lebten sie weitgehend friedlich zusammen. Mischehen waren weitverbreitet und gesellschaftlich akzeptiert.[6] Noch immer definieren sich, wie soziologische Untersuchungen zeigen, rund zwei Drittel der Bevölkerung nicht über die Religion, sondern verstehen sich in erster Linie als Iraker.[7]

Die Religions- bzw. Konfessionszugehörigkeit spielte vor 2003 bei der Besetzung von Posten kaum eine Rolle. Bei der Unterdrückung von oppositionellen Bewegungen machte das Regime diesbezüglich keine Unterschiede. Wenn schiitische Gruppen verfolgt wurden, so nicht wegen ihrer Konfession, sondern aufgrund ihres aktiven, teils auch bewaffneten Widerstands gegen die Säkularisierungs-Politik der Baath. Auch wenn Staatschef Saddam Hussein verstärkt Angehörige seines Clans um sich sammelte, konnte von einer allgemeinen Herrschaft „der“ Sunniten über „die“ Schiiten keine Rede mehr sein.

Nach dem Ende der Monarchie begann die Dominanz sunnitischer Araber, die im osmanischen Reich das Gros der Grundherren und reichen Händler stellten und die politischen und militärischen Institutionen des Landes beherrschten, aufzuweichen. Begünstigt durch soziale Verbesserungen, wie Landreform und Ausbau des Bildungssystems, wuchs der Anteil von Schiiten in Führungspositionen. Ende der 1980er-Jahre entsprach der Anteil von Schiiten auf allen Ebenen der Baath-Partei nahezu dem in der Bevölkerung. Im achtköpfigen Revolutionären Kommandorat, dem höchsten Staatsorgan im Baath-Regime, saßen z. B. neben Saddam Hussein drei schiitische, drei sunnitische und ein christlicher Araber sowie ein Kurde.[8] Zu Beginn des Krieges 2003 waren über die Hälfte aller Minister, Generäle, Direktoren, Botschafter etc. Schiiten. Auf der Liste der 100.000 führenden Mitglieder der Baath-Partei, die vom „De-Baathisierungs-Komitee“ veröffentlicht wurde, findet man die Namen von rund 66.000 Schiiten.[9]

„Sektierertum [konfessionelle Abgrenzung] war überwiegend sozial und kulturell zwar weitverbreitet, aber relativ harmlos“, konstatierte die International Crisis Group (ICG) 2006 in einem gut recherchierten Bericht.[10] „Bösartig wurde es nur, wenn es von Akteuren politisiert wurde, die religiöse und ethnische Identitäten für politische Ziele auszunutzen suchten, z. B. als Mobilisierungswerkzeug zur Anwerbung einer großen Anhängerschaft.“ Dies wurde in der Geschichte des modernen Irak zwar verschiedentlich versucht, so die transatlantische Denkfabrik, aber vor 2003 nie in einem Maße, dass es größere Gewalteskalationen auslöste oder gar einen Bürgerkrieg.

Islamistische Organisationen hatten vor 2003 nur begrenzten Einfluss. Die Bedeutung des Islam nahm erst in den 1990er-Jahren zu, als sich die Lebensbedingungen aufgrund der Kriege und des umfassenden Embargos drastisch verschlechterten. Auch die Baath-Führung selbst suchte teilweise Zuflucht im islamischen Diskurs, indem, so Ferhad Ibrahim, säkulare Elemente durch einen „hybriden Staatsislamismus“ ersetzt wurden.[11] Die Bevölkerung ist aber weit weniger religiös, als es die konfessionellen Konflikte erscheinen lassen. Laut einer Meinungsumfrage der Oxford Research International im Irak vom Juni 2004 wünschten sich nur elf Prozent eine religiös orientierte Regierung[12] und gemäß einer Umfrage von ABC, BBC, ARD und NHK vom März 2008 ging nur ein gutes Drittel regelmäßig, d. h. wenigstens einmal im Monat, zum Gottesdienst in die Moschee, mehr als die Hälfte nie.[13]

Aufstieg islamistischer Kräfte und konfessionelle Spannungen

Häufig wird die Politik Saddam Husseins für das Erstarken radikaler islamistischer Gruppen nach 2003 verantwortlich gemacht. Insbesondere die Revitalisierung des Islam in den 1990er Jahren hätte den Boden dafür bereitet. Dies ist jedoch, wie u. a. auch Samuel Helfont and Michael Brill im US-Magazin Foreign Affairs darlegen[14], nicht haltbar. Das Baath-Regime verfolgte bis zuletzt unerbittlich jegliche islamistische Strömung im Land. Auch in den 1990er-Jahren wurden Prediger, Imame, Lehrer etc., die islamistischer Tendenzen verdächtig waren, abgesetzt bzw. entlassen, viele sogar inhaftiert.

In erster Linie war es die Besatzungspolitik der USA, die bewirkte, dass seither islamistische Kräfte das Geschehen im Irak dominieren: Auf der einen Seite radikale schiitische Parteien, die von den USA an die Macht gebracht wurden, auf der anderen Seite sunnitische dschihadistische Organisationen ‒ von den al-Qaida-nahen Gruppen zu Beginn bis zum „Islamischen Staat“ (ISIS oder kurz IS) ‒ für die durch den Zusammenbruch des Staates und die aufflammenden Konflikte ein günstiges Umfeld entstand.

Allen Warnungen zum Trotz lösten die USA Armee und Polizei unmittelbar nach der Invasion ersatzlos auf. Im Rahmen einer sogenannten „Ent-Baathifizierung“ wurde auch ein großer Teil der Angestellten in der Verwaltung des Staates und der staatlichen Unternehmen aufgrund bloßer Mitgliedschaft in der Regierungspartei entfernt.

Beim Neuaufbau von Polizei, Armee und Verwaltung setzte die Besatzungsmacht weitgehend auf ihre einheimischen Verbündeten, die beiden kurdischen Parteien PUK und KDP und aus dem Exil zurückkehrende Kräfte, insbesondere auf die schiitisch-islamistischen Organisationen SCIRI und Dawa. Qualifikation wurde zweitrangig. Alle Ämter und Posten wurden nun allein auf Grund von Partei- und Clanzugehörigkeit vergeben, nach Maßgabe eines ethnischen und konfessionellen Proporzes, den man bis dahin im Irak nicht kannte. Die zugeteilten Ministerien und sonstigen Ämter wurden als Pfründe der jeweiligen Parteien behandelt. Extreme Korruption, Klientelwirtschaft sowie ethnische und religiöse Spannungen beherrschen seither das politische System.

Die unter Kriegs- und Besatzungsbedingungen durchgeführten Wahlen verstärkten diesen Trend. Da unter diesen Rahmenbedingungen eine breite öffentliche Diskussion politischer Ziele ausgeschlossen war – und viele säkulare Persönlichkeiten aufgrund ihrer Opposition gegen die Besatzungspolitik untertauchten, auf der Flucht waren oder gefangen bzw. ermordet wurden –, orientierten sich die Wähler vorwiegend anhand von Religions-, Konfessions- und Volkszugehörigkeit. Angesichts des schiitischen Bevölkerungsanteils von etwa 60% profitierten davon besonders die schiitischen Parteien. Formal wurden zwar Einheitsregierungen gebildet, an denen auch sunnitische Parteien beteiligt waren, der bis August 2014 amtierende Ministerpräsident Nouri al-Maliki zentralisierte die Macht jedoch zunehmend in den eigenen Händen und schloss sunnitische und säkulare Kräfte aus. Die sunnitische Bevölkerung wurde systematisch benachteiligt und war in besonderem Maße staatlicher Repression und der Willkür der überwiegend aus Schiiten gebildeten Sicherheitskräfte ausgesetzt.[15]

Schiitischer Islamismus

Die schiitischen politischen Strömungen im Irak lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Die erste besteht aus den Organisationen, die eine islamische, schiitisch-dominierte Theokratie anstreben ‒ entweder direkt unter der Herrschaft des Klerus oder basierend auf islamischem Recht ‒ und dem Iran sehr nahestehen. Die bedeutendsten Vertreter sind die al-Dawa Partei und der „Oberste Rat für die Islamische Revolution im Irak“ (englisch SCIRI), der sich 2007 in „Oberster Islamischer Rat im Irak“ (SIIC) umbenannte.

Die zweite Gruppe sind moderate islamistische Organisationen mit nationalistischer (d. h. auf nationale Interessen ausgerichteter) Orientierung, die einen Staat anstreben, in dem die verschiedenen Religionen und Konfessionen gleichberechtigt zusammenleben. Hierzu zählen die Sadr-Bewegung und ihre diversen Abspaltungen.

Al Dawa, SCIRI und Badr und der Einfluss der „islamischen Revolution“ im Iran

Die 1957 gegründete Partei Islamische Dawa (Hizb al-Da‘wa al-Islamiya, auf Deutsch „Islamischer Aufruf“ oder „Mission“) war die erste schiitische Organisation im Irak, die ein islamisches Regime anstrebte. Sie stellt mit Nuri al-Maliki und Haider al-Abadi seit 2006 die Ministerpräsidenten. Sie radikalisierte sich in den 1970er-Jahren im Widerstand gegen die Säkularisierung, wie das Zurückdrängen des Einflusses religiöser Institutionen und das Verbot öffentlicher Prozessionen, und initiierte bewaffnete Aufstände. Sie führte zahlreiche Attentatsversuche auf Regierungsmitglieder aus und wurde vom irakischen Staat entsprechend erbarmungslos verfolgt. Ein Großteil der Mitglieder floh in den Iran, wo sich ab 1979 auch ihr Hauptquartier befand. Aufgrund von zahlreichen Anschlägen in anderen Ländern, darunter Bombenanschläge auf die irakische Botschaft in Beirut im Dezember 1981 und auf die Botschaften der USA und Frankreichs im Dezember 1983, galt sie auch im Westen als terroristische Organisation.

Die Dawa unterstützte die von Ayatollah Khomeini geführte „islamische Revolution“ und erhielt ab 1979 massive Unterstützung aus dem Iran. Die Mehrheit der Partei stand jedoch nicht hinter Khomeinis Konzept der Herrschaft der obersten Rechtsgelehrten (Welāyat-e Faghīh), sondern strebte eine Regierung an, die von der Umma, d. h. der muslimischen Gemeinschaft, kontrolliert werden sollte. Aus diesem Grund trat der größte Teil der Partei auch bald wieder aus dem Obersten Rat für die Islamische Revolution im Irak (bekannt unter seinem englischen Akronym SCIRI) aus, der 1982, nach Beginn des Irak-Iran-Krieges, im Iran als Dachorganisation schiitischer pro-iranischer Gruppen gegründet worden war.[16]

SCIRI verfolgte sein Ziel, die islamische Revolution in den Irak zu tragen, ebenfalls mit militärischen Mitteln. Mit den vom iranischen Militär ausgebildeten und ausgerüsteten Badr-Brigaden erhielt SCIRI dafür eine schlagkräftige, mehrere Tausend Mann starke Miliz, die im Iran-Irak-Krieg auf Seiten des Iran kämpfte. SCIRI führte auch danach bis zur US-geführten Invasion 2003 zahlreiche Anschläge auf Polizeiposten, Regierungsvertreter und staatliche Einrichtungen durch.[17] Die schiitischen Aufstände, die im Frühjahr 1991 nach dem ersten US-geführten Krieg im Süden des Irak ausbrachen, waren vorwiegend vom SCIRI organisiert.[18]

Straff organisiert, gestützt auf ihren militärischen Arm und mit einer Führung, die einer der angesehensten Familien Nadschafs, den Hakims, entstammt, war sie nach dem Sturz Saddam Husseins zunächst die stärkste schiitische Partei und dominierte zusammen mit der Dawa die von den Besatzungsmächten geschaffenen neuen Institutionen.

Angesichts des tiefen Misstrauens, die seinen Mitgliedern bei ihrer Rückkehr aus dem Iran entgegenschlug, bemühte sich der SCIRI, Unabhängigkeit von Teheran zu demonstrieren. 2007 nahm er das anrüchige Wort „Revolution“ aus seinem Namen und benannte sich in „Oberster Islamischer Rat im Irak“ (engl. abgekürzt SIIC) um. Obwohl SIIC andeutete, sich nun der höchsten schiitischen Autorität im Land, dem Groß-Ayatollah Ali al-Sistani in Nadschaf zu unterwerfen, blieb die enge Bindung an die Führung des Iran, von der der Rat auch weiterhin massive Unterstützung erhielt. Er setzte sich dafür ein, aus den neun südlichen Provinzen eine autonome schiitische Großregion nach kurdischem Vorbild zu bilden.

Da die USA befürchteten, die Badr-Brigaden wären weiterhin Hilfstruppen der iranischen Revolutionsgarden, wurden diese in „Badr Organisation für Entwicklung und Wiederaufbau“ umbenannt und formal unabhängig. Zahlreiche Kämpfer wechselten in die neuen Sicherheitskräfte, inklusive der bald berüchtigten Sonderkommandos. Die Organisation behielt aber ihr eigenständiges militärisches Potential wie auch die enge Bindung zu Teheran. Sie wurde in den folgenden Jahren zu einer der gefürchtetsten schiitischen Milizen.

Nachdem im Mai 2005 Badr-Chef Bayan al-Jabr das Innenministerium übernommen hatte, nahm die Zahl der Attentate, Entführungen und Exekutionen sprunghaft zu. Der damalige Direktor des Menschenrechtsbüros der UNO im Irak machte dafür hauptsächlich schiitische Milizen und Sicherheitskräfte verantwortlich, die unter der Kontrolle des Innenministeriums standen.

Die USA ließen, wie u. a. von Wikileaks veröffentlichte Dokumente belegen, die Milizen nicht nur gewähren, sondern investierten, wie der britische „Guardian“ und die BBC im März 2013 berichteten, sogar acht Milliarden Dollar in den Aufbau von Spezialkommandos und Todesschwadronen, die überwiegend aus den Reihen der radikalen schiitischen Milizen rekrutiert wurden.[19] Mit deren Hilfe führten die USA ab 2005 unter Leitung von US-General David Petraeus einen „schmutzigen Krieg“ gegen die gesamte Bevölkerung der – mehrheitlich sunnitischen – Zentren des Widerstands.[20] „Die sunnitische Bevölkerung zahlt für die Unterstützung der Terroristen keinen Preis“, zitierte „Newsweek“ 2005 einen Offizier aus dem Pentagon. „Aus ihrer Sicht ist das kostenlos. Wir müssen diese Gleichung ändern.“[21] Dieser „schmutzige Krieg“ eskalierte im Zusammenspiel mit dem Terror der al-Qaida-nahen Gruppen ab 2006 zu einer fürchterlichen, religiös aufgeladenen Gewaltwelle, die durch Rachefeldzüge schiitischer und sunnitischer Gruppen immer weiter eskalierte. Schiitische Organisationen, wie die Badr-Brigaden, nutzten die bürgerkriegsähnlichen Verhältnisse zur systematischen Vertreibung von Sunniten aus gemischten Gebieten. Hunderttausende Tote und Millionen Flüchtlinge waren die Folge. Der Bevölkerungsanteil der Sunniten in Bagdad sank massiv.

In einem Klima, in dem von den Besatzungsmächten im Verbund mit den nationalistischen Kräften auch säkulare Positionen bekämpft wurden, gelang es SCIRI und Dawa gemeinsam mit dem konservativen Klerus, Teile ihrer islamistischen Positionen in der neuen Verfassung und der alltäglichen Politik zu verankern. Laut Verfassung darf z. B. kein Gesetz den „feststehenden Vorschriften des Islam widersprechen“ und Artikel 39 gestattet Fragen des Familienstandes, d. h. Scheidung, Erbschaft etc. vor religiösen Gerichten nach den Gesetzen der jeweiligen Religion oder Konfession zu regeln. Auch wenn Frauen per Verfassung ein 25%-Anteil im Parlament garantiert wird, hat sich ihre Stellung in der Gesellschaft seit 2003 erheblich verschlechtert.[22] Ein neues Familienstandsrecht, das die schiitischen Parteien und konservativen Kreise seit einem Jahr durchzusetzen versuchen, droht ihre Stellung weiter zu verschlechtern.[23] Zudem erzwingen die schiitischen Milizen die Durchsetzung ihrer strengen Regeln in Bezug auf Kleidung oder Berufstätigkeit der Frau, Alkohol-Konsum etc. vielerorts auch außerhalb des Rechts.

Sadr-Bewegung

Die stärkste schiitische Konkurrentin von SCIRI und Dawa ist die Sadr-Bewegung, die in den 1990er-Jahren unter der Führung von Muhammad Sadiq al-Sadr, einem Cousin des Dawa-Mitbegründers Muhammad Baqir al-Sadr, entstand. Sadiq fiel zwar 1999 einem Attentat zum Opfer, hinter dem viele das Baath-Regime vermuteten, mit Beginn der Besatzung wuchs die Sadr-Bewegung unter seinem noch jungen Sohn, Muqtada al-Sadr, gestützt auf das von ihm aufgebaute Netz karitativer Einrichtungen, jedoch rasch zu einer Massenbewegung. Schon in den ersten Wochen nach der US-geführten Invasion patrouillierten seine Gefolgsleute in den Straßen schiitischer Stadtteile Bagdads und sorgten für ein gewisses Maß an Sicherheit inmitten des Chaos.

In der Hochburg der Bewegung, dem in Sadr City umbenannten riesigen Armenviertel im Nordosten Bagdads, in dem über eine Million Einwohner leben, übernahm die Sadr-Bewegung bald vollständig die Kontrolle. Sie verteilten Lebensmittel, kümmerten sich um die Gesundheitsversorgung und übernahmen Polizei- und Gemeindeverwaltungs-Funktionen. Auch in den anderen Städten des schiitischen Südens wuchs seine Anhängerschaft, überwiegend unter den ärmeren Bevölkerungsschichten.[24] Im Juni 2003 stellte er mit der Mahdi-Armee (Jaish al-Mahdi) seine eigene Miliz auf, die sowohl für Schutz vor kriminellen und terroristischen Elementen nach dem kompletten Zusammenbruch der staatlichen Ordnung sorgen als auch Widerstand gegen die Besatzung und pro-westliche Milizen leisten sollte.

Die Sadr-Bewegung verbindet eine konservative Ideologie mit breitem sozialem Engagement. Als Ziel seiner Bewegung gab Muqtada al-Sadr den Aufbau einer „Islamischen Demokratie“ an. Im Unterschied zu Dawa und SCIRI, welchen er Kollaboration mit den Besatzern und dem Iran vorwarf, verfolgte al-Sadr einen stramm nationalistischen Kurs und engagierte sich für eine Einigung der Schiiten und Sunniten gegen die Besatzung. Die Bewegung und ihre Miliz lieferten sich mehrfach wochenlange Kämpfe mit britischen und US-amerikanischen Truppen.[25] Gleichzeitig beteiligte sich die Bewegung jedoch mit gutem Erfolg an den Wahlen, wie anschließend auch an den Regierungen.

Als nach dem Bombenanschlag auf die Goldene Moschee in Samarra im Februar 2006 die innerirakische Gewalt eskalierte, verlor al-Sadr die Kontrolle über große Teile seiner Mahdi-Armee, die sich ungeachtet seiner öffentlichen Aufrufe zur Zurückhaltung und zur Einheit von Schiiten und Sunniten[26] an Gewaltakten gegenüber Sunniten beteiligten, die teilweise den Charakter ethnischer Säuberungen annahmen und zur Vertreibung Hunderttausender führten.

Nach groß angelegten militärischen Offensiven der USA und der Maliki-Regierung gegen die Hochburgen seiner Bewegung ordnete al-Sadr im August 2008 ein Ende aller militärischen Aktionen an. Die Mahdi-Armee wurde in eine soziale und kulturelle Organisation umgewandelt, mit Ausnahme einer kleinen Spezialeinheit, den „Verheißener Tag Brigaden“. Die Sadr-Bewegung blieb unabhängig davon die Kraft mit der bei weitem größten Anhängerschaft und Mobilisierungsfähigkeit, die immer wieder Hunderttausende auf die Straße brachte. Im April 2008, am 5. Jahrestag des Falls von Bagdad, folgten nahezu eine Million Iraker dem Aufruf zur bisher größten Demonstration des Landes gegen die Besatzung. Nicht religiöse Symbole oder Bilder von Ayatollahs bestimmten dabei das Bild, sondern die irakische Fahne.[27]

Mit den Jahren entstanden auch mehrere größere Abspaltungen der Mahdi-Armee. Die stärksten dieser Milizen sind die „Liga der Gerechten“ (Asa’ib Ahl al-Haq), die 2004 einen von Sistani vermittelten Waffenstillstand nicht anerkannten, und die 2007 gegründeten „Hisbollah-Bataillone“ (Kata’ib Hizbollah) – beides schlagkräftige Milizen, die den Besatzungstruppen bis 2011 schwer zusetzten. Sie sind aktuell noch aktiv und werden sehr stark vom Iran unterstützt.

Schiitische Autorität in Nadschaf

Die einflussreichste schiitische Kraft im Irak ist das an der quietistischen Tradition festhaltende klerikale Establishment. Die oberste schiitische Führung, die Marja’iyya, besteht aus dem Kreis der hochrangigsten Geistlichen in Nadschaf und wird von vier Großayatollahs kollektiv geführt, die auf die Gefolgschaft eines großen Teils der schiitischen Welt zählen können. Als Primus inter Pares ist seit 1992 Großayatollah Ali al-Sistani die höchste schiitische Autorität, höherrangig als Irans Oberhaupt Ayatollah Khameini.[28]

Die Marja’iyya hält sich traditionell weitgehend aus der Politik heraus und sichert sich so den Einfluss auf alle gläubigen Schiiten, nicht nur auf die Anhänger einzelner Parteien. Dennoch wurde al-Sistani nach 2003 die politisch mit Abstand einflussreichste Persönlichkeit im Irak. Aufgrund seiner moralischen Autorität innerhalb der größten Bevölkerungsgruppe konnten es auch die USA nicht wagen, sich in den entscheidenden Momenten, in denen er sich zu Wort meldete, über seine Forderungen hinwegzusetzen. So setzte Sistani z. B. 2003 durch, dass die neue Verfassung nicht von Personen entworfen wurde, die Washington aussuchte, sondern von Irakern, die in landesweiten Wahlen gewählt wurden, und sicherte so den dominierenden Einfluss der schiitischen Kräfte. Vom Beginn der Besatzung an, setzten sich Sistani und seine Anhänger für eine konstitutionelle Ordnung und eine einigende Politik ein, die alle Bevölkerungsgruppen einbezieht und angesichts der ethnischen und religiösen Vielfalt des Landes auch als einzige eine Stabilisierung unter schiitischer Dominanz versprach.[29]

Sunnitischer Islamismus

Irakische Islamische Partei

Die führende sunnitische islamistische Kraft vor 2003 war auch im Irak die Muslimbruderschaft, deren irakischer Ableger 1951 gegründet wurde. 1960 entstand aus dieser die Irakische Islamische Partei.[30] Sie beteiligte sich nach der Invasion als einzige größere sunnitische Organisation am von den USA geführten „politischen Prozess“. Nach den verheerenden Angriffen der US-Truppen auf Falludscha im April und November 2004 trat sie allerdings aus dem „Regierungsrat“ aus. Aufgrund der anhaltenden Kämpfe, die eine faire Wahl unmöglich machten, boykottierte sie ‒ wie die Mehrheit der Sunniten ‒ die ersten Wahlen zu einem Übergangsparlament im Januar 2005. An den nächsten Wahlen im Dezember 2005 nahm die Irakische Islamische Partei jedoch im Rahmen der von ihr gegründeten „Front der irakischen Eintracht“ (Iraqi Accord Front, IAF) teil. Sie erreichte in dem gleichfalls von massiver Gewalt und Unregelmäßigkeiten überschatteten Urnengang 15% der Stimmen und beteiligte sich an der Regierung von Nouri al-Maliki.

Obwohl sie die Regierung von August 2007 bis April 2008 aus Protest gegen das Vorgehen der Besatzungsmacht und der Regierung gegen sunnitische Gruppen und Personen verließen, verlor die Partei aufgrund ihrer Beteiligung an dem von den USA eingeführten politischen System zunehmend an Einfluss unter der sunnitischen Bevölkerung. Bei den Wahlen im Jahr 2010 kam ihr Wahlbündnis nur noch auf 2,6%. Die Mehrheit der Sunniten hatte sich zunehmend hinter jene Kräfte gestellt, die die Besatzung aktiv bekämpften.

Militante sunnitisch-islamistische Organisationen

Militante sunnitisch-islamistische Organisationen entstanden erst als Reaktion auf die Invasion der US-geführten Truppen 2003 und die anschließende Besatzung. Diese kann man in zwei sich fundamental unterscheidende Gruppen unterteilen: Organisationen mit einer auf den Irak bezogenen Agenda, die im Irak als Teil des nationalen Widerstands angesehen werden, und Organisationen, die das Land als Basis für einen überregionalen, panislamischen Kampf um universellere Ziele betrachten. Zu letzteren gehörten vor allem die al-Qaida-nahen Gruppen, die sich später zum „Islamischen Staat im Irak“ vereinten, dem Vorläufer des „Islamischen Staat im Irak und der Levante“ (ISIL/ISIS).

Die erste Gruppe der nationalistischen Organisationen lässt sich in drei Kategorien einteilen:

  1. weitgehend säkular, weder ethnisch noch konfessionell orientiert
  2. arabisch-nationalistisch und gemäßigt islamistisch
  3. irakisch dschihadistisch

Zur 1. Kategorie zählen u. a. Baath-nahe Gruppierungen, wie die auch heute noch aktive Armee der Männer vom Naqshbandi Orden. Zur zweiten gehören die vorwiegend sunnitischen Widerstandsgruppen, wie die Islamische Armee, die Brigaden der 1920er Revolution, Mohammeds Armee  und die Islamische Front des irakischen Widerstands, nach ihren arabischen Initialien JAMI genannt. Zur 3. Kategorie kann man die Jaish Ansar as-Sunna (die Armee der Beschützer der Sunna) zählen.

Arabisch-nationalistische und gemäßigt islamistische Organisationen

Zu den politisch einflussreichsten sunnitischen Organisationen zählt die Vereinigung der islamischen Religionsgelehrten im Irak (engl. abgekürzt AMSI). Sie wurde im April 2003 gegründet, vertritt nach eigenen Angaben 6.000 Moscheen (das sind ca. 80% aller sunnitischen Moscheen) und gilt als höchste sunnitische religiöse Autorität im Land.[31] Ihre politische Plattform ist dennoch stärker nationalistisch als religiös orientiert.[32] In scharfem Kontrast zum salafistisch-dschihadistischen Dogmatismus war ihr zentrales Konzept im Kampf gegen die ausländische Besatzung nicht der Dschihad, sondern al-Muqawama al-Sharifa, das arabisch-nationalistische Konzept von Widerstand, das keine Herabsetzung des schiitischen Islams kennt.[33] Sie gehörte von Beginn an zu den entschiedensten Gegnern der Besatzung, wie auch dem, von den USA aufoktroyierten, „politischen Prozess“. AMSI verteidigte das Recht auf bewaffneten Widerstand, engagierte sich aber vor allem für die Einheit des Iraks und gegen sektiererische Gewalt. Ihr Widerstand richtet sich nicht gegen den Aufbau demokratischer Institutionen und Wahlen, sondern deren Umsetzung unter Kriegs- und Besatzungsbedingungen.

AMSI bemüht sich, eine ähnliche Rolle zu spielen, wie die schiitische Führung in Nadschaf, indem sie zwischen rivalisierenden Gruppen vermittelt und Richtlinien zum Wohle gemeinsamer Interessen der Gemeinschaft verbreitet. Sie mischt sich aber häufiger und direkter in die Tagespolitik ein. AMSI hatte erheblichen Einfluss auf die sunnitischen Widerstandsgruppen und war für eine Reihe von ihnen das politische Sprachrohr.

Trotz ihrer meist islamischen Namen und einer teilweise islamistischen Rhetorik stand der Islam bei den meisten Widerstandsgruppen nicht im Vordergrund, sondern arabischer Nationalismus oder irakischer Patriotismus. Ihre Hauptziele waren die Beendigung der ausländischen Besatzung und die Verhinderung der Machtübernahme schiitischer pro-westlicher und pro-iranischer Kräfte. Sie teilten sich aufgrund ihrer ideologischen Ausrichtung in zwei, nicht scharf abgegrenzte Lager, was sich schließlich auch in der Bildung zweier Widerstandsfronten widerspiegelte.

Zum radikaleren islamistischen Lager gehört die Islamische Armee, die am Höhepunkt der Kämpfe stärkste Formation. Sie schlug in ihren Verlautbarungen teils schon salafistische Töne an und ihre feindselige Haltung gegenüber dem Iran ging oft mit einer sektiererischen Haltung gegenüber Schiiten einher.

Im anderen Lager sammelten sich die Gruppen mit einer überwiegend nationalistischen Agenda. Die Brigaden der 1920er Revolution sehen sich, wie der Name schon sagt, in der Tradition des nationalen und antikolonialen Kampfes gegen die Briten in den 1920er-Jahren. Wie auch die Islamische Front des irakischen Widerstands (nach ihren arabischen Initialien JAMI genannt), al-Rashidin Armee und Mohammeds Armee streben sie kein islamisches Regime im Irak an, sondern einen Staat mit demokratischen Strukturen, in dem der Islam Staatsreligion ist. Die Brigaden der 1920er Revolution sind offen für die Zusammenarbeit mit allen Bevölkerungsgruppen und stehen politisch der AMSI nahe.

Deren 2007 veröffentlichter „offener Brief an den irakischen Widerstand“ skizzierte daher auch die politische Zielsetzung der aus diesen Gruppen gebildeten Front. In ihrem Schreiben fordern sie die Einigung auf ein gemeinsames Programm, das den Interessen aller gegen die Besatzung auftretenden Kräfte im Land gerecht werden müsse, nicht nur den Interessen der eigenen Gruppen und Anhänger. Der Widerstand solle sich immer bewusst sein, dass er die gesamte irakische Nation vertrete und alle Konfessionen und Ethnien einbezogen werden müssten.[34]

Die nationalen Widerstandsgruppen fokussierten ihre Angriffe auf Besatzungstruppen und lehnten die terroristische und sektiererische Gewalt der al-Qaida-nahen Gruppen, die sich auch gegen Iraker richtete, ab.[35] In ihren Stellungnahmen erklärten sie, dass Iraker nur dann legitime Ziele seien, wenn sie unmittelbar mit den Besatzern gegen den Widerstand kollaborierten. Die bloße Zugehörigkeit zur Polizei oder Nationalgarde genüge beispielsweise nicht.[36] Einige Gruppen beteiligten sich aber durch Angriffe auf schiitische Milizen an den 2006 einsetzenden konfessionellen Gewaltexzessen. Anfang 2007 schlossen sich die meisten Formationen gegen die im Islamischen Staat im Irak vereinten dschihadistischen Gruppen zusammen.

Nach dem Abzug der letzten US-Truppen stellten alle ihre bewaffneten Aktionen ein, um von nun an mit politischen Mitteln für ihre Ziele zu kämpfen.[37] Sie schlossen sich über politische Frontorganisationen der Protestbewegung an, die sich ab Winter 2012/2013 vor allem in den überwiegend sunnitischen Provinzen ausbreitete. Nach mehreren Angriffen der Armee auf Protestcamps griffen sie jedoch erneut zu den Waffen.[38]

National dschihadistisch

In diese Kategorie fällt mit Ansar as-Sunna (nach ihrer Vorgängerorganisation auch als Ansar al-Islam bezeichnet) eine der stärksten sunnitischen Milizen im Irak. Sie gilt „ungeachtet ihrer gleichzeitigen Betonung patriotischer Themen“ als „hochgradig salafistische Gruppierung“ und als kaum weniger radikal als die al-Qaida-nahen Gruppen,[39] mit denen sie häufig kooperierte. Ihr werden sowohl Geiselnahmen als auch Selbstmordanschläge auf Zivilisten vorgeworfen. Die Organisation hat sich aber nicht zuletzt wegen unterschiedlicher Ansichten hinsichtlich legitimer Gewalt 2007 gespalten. Ein Teil rückte noch näher an al-Qaida heran, der größere schloss sich dem nationalen Widerstand an.

Al-Qaida im Irak und Islamischer Staat

Die heute mit Abstand stärkste dschihadistische Organisation weltweit ist der Islamische Staat im Irak und al-Sham (ISIS/ISIL und arabisch Daesh), der sich mittlerweile nur noch Islamischer Staat (IS) nennen lässt.

Seine Vorläufer entstanden, die als al-Qaida-nahe Extremisten aus zahlreichen islamischen Ländern ‒ das Vakuum nach dem Sturz des alten Regimes nutzend ‒ ins Land strömten und mit frisch radikalisierten Irakern bewaffnete Gruppen gegen die Besatzer aufbauten. Die meisten von ihnen hatten ihre Kampferfahrung in Afghanistan gesammelt.[40]

Prominent wurde die Gruppe Organisation der Basis des Jihad in Mesopotamien um den Jordanier Abu Musab az-Zarqawi, die im Westen aufgrund ihrer Beziehungen zu al-Qaida meist als al-Qaida im Irak (AQI) bezeichnet wurde. Diese schloss sich mit ähnlich gesinnten Gruppen im Schura-Rat der Mudschahidin im Irak zusammen, der 2006 die Errichtung eines „islamischen Staates im Irak“ (ISI) ausrief. Die Ideologie dieser Gruppen bestand aus dem für al-Qaida typischen Mix aus Muslimbruderschaft-Programmatik und radikalem Wahhabismus, der einen zeitlich und räumlich unbegrenzten Krieg gegen alle Nicht- oder Andersgläubigen propagiert und diesen zur Glaubenspflicht erklärt. Im Zuge des Abzugs der US-amerikanischen Truppen aus dem Irak sollte ein islamischer Staat aufgebaut werden. Von diesem aus sollte der bewaffnete Kampf in die Nachbarländer getragen werden, um anschließend Israel zu bekämpfen und Jerusalem zu befreien.

Mit der Ausrufung eines islamischen Staates grenzten sie sich jedoch von al-Qaida ab, deren Führer den Aufbau eines solchen Staates als Endziel betrachten. Auf Widerspruch in deren Reihen stieß auch die antischiitische Strategie des ISIS, die extreme Brutalität und der kompromisslose Führungsanspruch gegenüber anderen sunnitischen Gruppen.

Obwohl die Ideologie der dschihadistischen Gruppen mit dem traditionellen Religionsverständnis irakischer Sunniten nichts gemein hat, wurden sie in den mehrheitlich sunnitischen Provinzen zunächst als kompromisslose, kampferprobte und gut bewaffnete Kämpfer gegen die Besatzer begrüßt. Für viele, unter Kriegs- und Embargo-Bedingungen aufgewachsenen jungen Männern, die nach dem wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch des Landes ohne Perspektive bei ihren Familien lebten, waren ihre Radikalität und ihre Soldzahlungen durchaus attraktiv. Dies wurde durch die einseitige, gegen die sunnitische Bevölkerung gerichtete Besatzungspolitik der USA noch begünstigt.

Aufgrund ihrer nicht an den Interessen der Bevölkerung orientierten Zielsetzung und ihren inakzeptablen Kampfmethoden schwand die Akzeptanz des ISI innerhalb der sunnitischen Bevölkerung rasch. Ab 2006 wurden die im Irak als Takfiri (Leute, die andere Muslime als Ketzer behandeln) bezeichneten Extremisten von Widerstandsgruppen und sunnitischen Bürgerwehren, die dafür von den USA Sold und Ausrüstung erhielten, schließlich aktiv bekämpft und weitgehend zerschlagen.[41] Ende 2010 war die Stärke von ISI auf maximal 1.000 Kämpfer geschrumpft.[42]

Islamischer Staat

Der Krieg der NATO in Libyen und der Aufstand in Syrien schufen jedoch die Basis für seine Wiederbelebung. Mit dem Namenszusatz „und al-Sham/der Levante“ (abgekürzt ISIS) dehnte er sich zunächst nach Syrien aus.[43] Im Juni 2014 nutzte ISIS den Aufstand in den sunnitischen Gebieten, um weite Teile der sunnitischen Provinzen des West- und Nordwestiraks inklusive ihrer Hauptstädte Mosul, Ramadi und Tikrit zu besetzen. Nach dem Einmarsch in Mosul proklamierte sein Anführer, Abu Bakr al-Baghdadi, am 29. Juni 2014 die Wiedererrichtung des Kalifats und verkürzte den Namen seiner Miliz auf Islamischer Staat (mehr zum Islamischen Staat in der Fallstudie zu Syrien).

Aktuelle Entwicklung

Im Zuge der gewaltsamen Niederschlagung der Protestbewegung in den sunnitischen Provinzen durch die Maliki-Regierung griffen ab 2012 nicht nur sunnitische Widerstandsgruppen wieder zu den Waffen, auch schiitische Milizen traten wieder stärker in Erscheinung, die auf eigene Faust sunnitische Oppositionelle einzuschüchtern suchten.[44] Der rasante Vorstoß des ISIS führte im Juni 2014 schließlich zu einem geradezu explosionsartigen Anwachsen.

Ayatollah Sistani hatte nach dem Zusammenbruch der Armee beim ersten Ansturm des ISIS die Iraker dazu aufgerufen, das Land gegen die extremistische Miliz zu verteidigen. Sein Aufruf richtete sich zwar explizit „an alle Bürger unabhängig von ihrer Religion“ und forderte alle Waffenfähigen auf, sich den Sicherheitskräften anzuschließen, er wurde jedoch von zahlreichen schiitischen Organisationen und Persönlichkeiten als Rechtfertigung für den Aufbau eigener Kampftruppen genutzt.[45] Angesichts der hohen Arbeits- und Perspektivenlosigkeit unter der schnell anwachsenden Jugend, waren viele junge Männer gerne dazu bereit, sich von einer der Gruppen unter dem Dach der sogenannten „Volksmobilisierungseinheiten“ (arabisch „Hashd al-Shaabi“) anheuern zu lassen.

Am stärksten profitierten die alt-bekannten Organisationen mit ihren engen Verbindungen zum Iran: die Badr-Brigaden, die „Liga der Gerechten“ und die irakische Hisbollah. Durch einen enormen Nachschub an Waffen und die Anleitung iranischer Offiziere wurden sie militärisch bald wesentlich schlagkräftiger als die Armee. Sie trugen maßgeblich dazu bei, den Vormarsch des ISIS zu stoppen und an einigen Stellen zurückzuschlagen. So gelang es ihnen, mit Luftwaffenunterstützung der USA, die sunnitischen Extremisten aus Tikrit zu vertreiben. Ihre Kommandeure, vor allem Badr-Chef Hadi al-Ameri und Liga-Anführer Qais al-Khazali werden in schiitischen Gebieten mittlerweile als Helden gefeiert.

Menschenrechtsgruppen und andere Beobachter warnen jedoch, dass die Milizen bei ihrem Agieren in sunnitischen Gebieten dem ISIS an Brutalität kaum nachstehen.[46] Bereits im Sommer 2014 berichtete Human Rights Watch (HRW) von zahlreichen Verschleppungen, Exekutionen und der Vertreibung Zehntausender aus dem sogenannten „Bagdad-Gürtel“ rund um die Hauptstadt. Zahlreiche Berichte, u. a. auch von der UN-Menschenrechtsbehörde, über Massaker und die systematische Zerstörung sunnitischer Dörfer in zurückeroberten Gebieten folgten.[47] „Die schiitischen Jihadisten haben das Recht, das Leben und das Eigentum der sunnitischen Araber zu nehmen, die an der Seite ISISs kämpften“, machte der Kommandeur einer Badr-Einheit, die in der Nähe von Kirkuk operierte, ihre Sichtweise unmissverständlich klar. Als Mitkämpfer gilt dabei jeder, der nicht vor ISIS floh.[48] Ihr Ziel ist es, so das Fazit von HRW, „die demografische Zusammensetzung der traditionell gemischten Provinzen Salah al-Din und Kirkuk zu verändern“.

Während die neuen Milizen meist Anhänger Sistanis sind und sich der Armeeführung unterordnen, agieren Badr und Konsorten eigenständig und unter Anleitung iranischer Offiziere. Der Kommandeur der iranischen Eliteeinheit al-Kuds, Kassim Soleimani, ist häufig selbst direkt an der Front, wie zahlreiche Fotos belegen. Sie arbeiten so eng mit Teilen der Armee zusammen, dass ‒ wie die UN-Menschenrechtsbehörde feststellte ‒ oft nicht klar ist, wer das Kommando vor Ort führt und wer für die Verbrechen direkt verantwortlich ist. Mit Mohammed al-Ghabba fungiert seit Sommer 2015 ein Badr-Führer als Innenminister und damit als Chef der paramilitärischen Spezialkommandos des Landes.

Ayatollah Sistani verurteilte die Verbrechen und wies die Milizionäre an, jegliche Racheaktionen zu unterlassen. Muqtada al Sadr zog seine Milizen aufgrund der Berichte über die Gräueltaten zurück.[49]

Angesichts einer Armee, die nur noch über eine Handvoll einsatzfähiger Einheiten mit etwa 48.000 Mann verfügt, gegenüber 100.000 bis 120.000 Milizionären, sehr schwachen politischen Institutionen und einem Regierungschef ohne reale Machtbasis, liegen die tatsächlichen Zentren der Macht nun in Nadschaf und bei den pro-iranischen Milizen. Letztere reagierten auf die Bemühungen von Premier Abadi ‒ gedrängt und unterstützt von Ayatollah Sistani ‒, die Milizen der Autorität des Staates zu unterstellen und der sunnitischen Bevölkerung durch eine stärkere Partizipation und die Zulassung autonomer regionaler Sicherheitskräfte entgegenzukommen, mit unverhüllten Drohungen. Nach Zusammenstößen zwischen den Milizen und der Armee in Bagdad sowie Entführungen von Regierungsmitarbeitern, darunter der Vizejustizminister, wurde die für Anfang September anberaumte Abstimmung über die genannten Reformen verschoben.[50] Während sich Sistani und seine Anhänger bemühen, den immer direkteren Einfluss des Iran zurückzudrängen, werben die Milizführer und ihnen nahestehende hochrangige Geistliche für den iranischen Weg zur Überwindung der gewaltigen Probleme des Landes. Als ersten Schritt fordern sie die Einführung eines Präsidialsystems.

Da, wie auch die Ergebnisse einer Umfrage von ORB International im Sommer 2015 nahelegen, die Mehrheit der Bevölkerung einen solchen Weg, wie auch die Einmischung Irans ablehnen, dürften sie auf wenig Unterstützung stoßen. Dreiviertel der Befragten halten es demnach für wahrscheinlich, dass die Iraker ihre Differenzen überwinden und wieder zusammenleben.[51] Da zudem 62% besorgt über die Präsenz bewaffneter religiöser Milizen sind, würde ihre Akzeptanz wahrscheinlich auch unter Schiiten rasch schwinden, wenn sie sich offen gegen Sistani stellen würden, auf dessen Legitimierung sie sich nach wie vor berufen. Dennoch wird es nur dann eine Chance zur Lösung geben, wenn die sektiererische Gewalt der schiitischen Milizen unterbunden wird und die Regierung, die USA und ihre Verbündeten wie auch der Iran statt einer militärischen eine politische Lösung im Kampf gegen den IS anstreben.[52]

Gebietskontrolle in Syrien und Irak Quelle: MENA-Taskforce des IFK, IMG

[1] Cockburn, Patrick: Muqtada: Muqtada al-Sadr, the Shia Revival, and the Struggle for Iraq. New York 2008.

[2] Kulow, Karin: Sunnitischer Islamismus im politisch-ideologischen Spannungsfeld zwischen Tradition und Modernität. In: Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung, 21.07.2015. <www.linksnet.de/de/artikel/32526>, abgerufen am 08.02.2016.

[3] Jahanpour, Farhang: The threat of ISIS should be taken seriously (Part 1). In: The Transnational Foundation – Associates & Themes Blog, 26.09.2014. <http://blog.transnational.org/2014/09/the-threat-of-isis-should-be-taken-seriously/>, abgerufen am 08.02.2016.

[4] Grote, Rainer/Röder, Tilmann (Hrsg.): Constitutionalism in Islamic Countries: Between Upheaval and Continuity. Oxford 2012, S. 610.

[5] Alaaldin, Ranj: Situation Report: Iraq (18.09.2015). <http://tonyblairfaithfoundation.org/religion-geopolitics/country-profiles/iraq/situation-report>, abgerufen am 08.02.2016.

[6] International Crisis Group: The Next Iraqi War? Sectarianism and Civil Conflict. In: Middle East Report, 52/2006.

[7] Grobe, Karl: ISIS im Irak – Die Geister, die ich rief … (12.08.2014). <www.aixpaix.de/autoren/grobe/isis-20140812.html>, abgerufen am 08.02.2016.

[8] Siehe Sunni-Shia Relations in Iraq. In: Metz, Helen Chapin (Hrsg.): Iraq: A Country Study. Washington 1988. <http://countrystudies.us/iraq/38.htm&gt;, abgerufen am 08.02.2016. Mufti, Malik: Sovereign Creations: Pan-Arabism and Political Order in Syria and Iraq. New York 1996; al-Baghdadi, Muhammad: ‚Lies‘ About Saddam’s Oppression of the Shia (25.03.2005). <www.twf.org/News/Y2005/0325-Shia.html>, abgerufen am 08.02.2016.

[9] Janabi, Ahmed: Media bias ‚threat‘ to Iraq. In: Al Jazeera, 03.01.2007. <www.aljazeera.com/news/middleeast/2007/01/2008525184921434756.html>, abgerufen am 08.02.2016.

[10] International Crisis Group: The Next Iraqi War? Sectarianism and Civil Conflict. In: Middle East Report, 52/2006.

[11] Ibrahim, Ferhad: Die politischen Kräfte im Irak nach dem Regimewechsel. In: Politik und Zeitgeschichte, 24-25/2003. <www.bpb.de/apuz/27585/die-politischen-kraefte-im-irak-nach-dem-regimewechsel>, abgerufen am 08.02.2016.

[12] Meinungsumfrage im Irak – Die Zustimmung zur Gewalt wächst. In: Tagesschau, 27.06.2004. <https://tsarchive.wordpress.com/2004/06/27/meldung232228/>, abgerufen am 08.02.2016.

[13] Iraq Five Years Later: Where Things Stand. In: ABC News, 17.03.2008.

[14] Helfont, Samuel/Brill, Michael: Saddam’s ISIS? – The Terrorist Group’s Real Origin Story. In: Foreign Affairs, 12.01.2016. <www.foreignaffairs.com/articles/iraq/2016-01-12/saddams-isis>, abgerufen am 08.02.2016.

[15] Kritik am autoritären Kurs und Zorn über das gleichzeitige völlige Versagen von Regierung und Verwaltung bei der Wiederherstellung der Infrastruktur, staatlichen Dienstleistungen etc. führt im ganzen Land zu regelmäßigen Unruhen. Die mehrheitlich sunnitischen Gebiete sind jedoch doppelt betroffen. Sie bekamen in den letzten Jahren nur sehr geringe Anteile der staatlichen Einnahmen und Sunniten sind nach wie vor von Jobs in staatlichen Instituten und Firmen, die im Irak mit Abstand die meisten Stellen bieten, weitgehend ausgeschlossen. Siehe u. a.: Cole, Juan: Mass Sunni Uprising Forces Iraq to Confront Sectarian Blowback of 2003 U.S. Invasion. In: Democracy Now, 18.06.2014; vgl. ebenso: International Crisis Group: Make or Break: Iraq’s Sunnis and the State. In: Middle East Report, 144/2013. <www.crisisgroup.org/en/regions/middle-east-north-africa/iraq-iran-gulf/iraq/144-make-or-break-iraq-s-sunnis-and-the-state.aspx>, abgerufen am 08.02.2016.

[16] Fuller, Graham E.: Islamist Politics in Iraq after Saddam Hussein (13.08.2003). <www.usip.org/publications/islamist-politics-in-iraq-after-saddam-hussein>, abgerufen am 08.02.2016.

[17] Lansford, Tom: Political Handbook of the World 2014. London 2014; Salehyan, Idean: Rebels without Borders: Transnational Insurgencies in World Politics. Ithaca 2011.

[18] Ibrahim, Ferhad: Die politischen Kräfte im Irak nach dem Regimewechsel. In: Politik und Zeitgeschichte, 24-25/2003. <www.bpb.de/apuz/27585/die-politischen-kraefte-im-irak-nach-dem-regimewechsel>, abgerufen am 08.02.2016; International Crisis Group: Shiite Politics In Iraq: The Role Of The Supreme Council. Middle East Report, 70/2007. <bit.ly/1Yf5nZt>, abgerufen am 08.02.2016.

[19] Mahmood, Mona/O’Kane, Maggie/Madlena, Chavala/Smith, Teresa: Revealed: Pentagon’s link to Iraqi torture centres. In: The Guardian, 06.03.2013. <www.theguardian.com/world/2013/mar/06/pentagon-iraqi-torture-centres-link>, abgerufen am 08.02.2016; Guilliard, Joachim: Gezielte Zerstörung, – Zehn Jahre Krieg der USA im Irak, Junge Welt, 29.04.2013.

[20] A.a.O.

[21] Hirsh, Michael/Barry, John: ‘The Salvador Option’ – The Pentagon may put Special-Forces-led assassination or kidnapping teams in Iraq. In: Newsweek, 08.01.2005. <www.informationliberation.com/?id=8117>, abgerufen am 08.02.2016.

[22] Promising Democracy, Imposing Theocracy: Gender-Based Violence and the US War on Iraq (März 2007). <bit.ly/1Uyj8Sq>, abgerufen am 08.02.2016; Iraqi Women Before and After the 2003 Invasion, Interview With Prof Nadje Al-Ali. In: Musings On Iraq, 23.12.2013.

[23] Nasrawi, Salah: Welcome to Iraq’s Shia theocracy – Plans by Iraq’s Shia-led government to institute Sharia family law have come under fire. In: Al-Ahram, 06.03.2014. <http://weekly.ahram.org.eg/News/5589/19/Welcome-to-Iraq%E2%80%99s-Shia-theocracy.aspx>, abgerufen am 08.02.2016.

Hackensberger, Alfred: Kinderbräute – Ein Gesetz für fromme Pädophile im Irak? In: Die Welt, 17.03.2014. <www.welt.de/politik/ausland/article125880940/Ein-Gesetz-fuer-fromme-Paedophile-im-Irak.html>, abgerufen am 08.02.2016.

[24] Profile: Moqtada Sadr. In: BBC News, 19.01.2012. <www.bbc.com/news/world-middle-east-12135160>, abgerufen am 08.02.2016; Cockburn: Muqtada.

[25] International Crisis Group: Iraq’s Muqtada Al-Sadr: Spoiler or Stabiliser? In: Middle East Report, 55/2006. <bit.ly/1pnsSmz>, abgerufen am 08.02.2016.

[26] Al-Sadr calls for Iraqi unity. In: Al Jazeera, 23.02.2006. <www.aljazeera.com/archive/2006/02/2008410113554618151.html>, abgerufen am 08.02.2016.

[27] Moqtada rallies Shia to demand withdrawal of foreign troops – Million mark anniversary of fall of Saddam. In: The Guardian, 10.04.2007. <www.theguardian.com/world/2007/apr/10/iraq.iraq>, abgerufen am 08.02.2016.

[28] International Crisis Group: Iraq’s Shiites Under Occupation. In: Middle East Briefing, 8/2003. <bit.ly/1WpI39C>, abgerufen am 08.02.2016; International Crisis Group: Shiite Politics In Iraq: The Role Of The Supreme Council. In: Middle East Report, 70/2007. <bit.ly/1Yf5nZt>, abgerufen am 08.02.2016.

[29] Hiltermann, Joost: Iraq: The Clerics and the Militias. In: The New York Review of Books, 13.10.2015. <www.nybooks.com/daily/2015/10/13/iraq-clerics-militias/>, abgerufen am 08.02.2016.

[30] Fuller, Graham E.: Islamist Politics in Iraq after Saddam Hussein (13.08.2003). <www.usip.org/publications/islamist-politics-in-iraq-after-saddam-hussein>, abgerufen am 08.02.2016.

[31] Allam, Hannah: Sunni cleric emerges as powerful foe of U.S. in Iraq. In: Knight Ridder Newspapers, 09.07.2004. <www.mcclatchydc.com/latest-news/article24441331.html>, abgerufen am 08.02.2016.

[32] Siehe ihre englischsprachige Website: <http://heyetnet.org/en/>, abgerufen am 08.02.2016.

[33] Abedin, Mahan: Iraq’s Divided Insurgents. In: Mideast Monitor, Vol. 1, 1/2006. <www.mafhoum.com/press9/268S24.htm>, abgerufen am 08.02.2016.

[34] Open Letter from AMSI to the Resistance Fighters (15.09.2007). <www.uruknet.de/?p=47355>, abgerufen am 08.02.2016.

[35] The AMS: We Are Now Waging Two Battles: Against ‘the Occupation’ and Against ‘the Terrorists’. In: Al-Hayat, 26.01.2006. <bit.ly/1RlJBNt>, abgerufen am 08.02.2016.

[36] Steinberg, Guido: Die irakische Aufstandsbewegung – Akteure, Strategien, Strukturen. In: SWP-Studien, 2006, S. 27. <bit.ly/1U6http://bit.ly/1U6FYSCFYSC>, abgerufen am 08.02.2016; siehe auch: Stanford University: Mapping Militants Projects – Iraq. <http://web.stanford.edu/group/mappingmilitants/cgi-bin/groups>, abgerufen am 08.02.2016.

[37] Iraq’s Sunni insurgent groups gather to plot comeback amid political crisis. In: The Washington Post, 01.06.2010. <www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2010/05/31/AR2010053103116.html>, abgerufen am 08.02.2016.

[38] Tony Blair Faith Foundation: Beyond the Islamic State: Sectarianism in Iraq (16.10.2014). <http://tonyblairfaithfoundation.org/religion-geopolitics/reports-analysis/report/beyond-islamic-state-sectarianism-iraq&gt;, abgerufen am 08.02.2016; vgl. auch: Beyond the Islamic State: Iraq’s Sunni Insurgency. In: Middle East Security Report, 24/2014. <www.understandingwar.org/sites/default/files/Sunni%20Insurgency%20in%20Iraq.pdf>, abgerufen am 08.02.2016.

[39] International Crisis Group: In Their Own Words: Reading the Iraqi Insurgency. Middle East Report, 50/2006. <bit.ly/1UyjWqh>, abgerufen am 08.02.2016.

[40] Engdahl, Frederik William: Es klebt Blut an Euren Händen: Die geheimen Machenschaften der Öl-Multis. München 2012.

[41] Guilliard, Joachim: Strukturen der irakischen Befreiungsbewegung, Junge Welt, 22./24.09.2007

[42] Blair, Charles P.: ISIS: The unsurprising surprise that is sweeping Iraq. In: The Bulletin of the Atomic Scientists, 18.06.2014.

[43] Gould, Kate/Wilkerson, Lawrence B.: Arming Syrian ‚Moderate‘ Fighters Emboldens Islamic State. In: The Huffington Post, 17.09.2014. <www.huffingtonpost.com/kate-gould/arming-syrian-moderates_b_5835546.html>, abgerufen am 08.02.2016; Joe Biden Is the Only Honest Man in Washington. In: Foreign Policy, 07.10.2014. <http://foreignpolicy.com/2014/10/07/joe-biden-is-the-only-honest-man-in-washington/>, abgerufen am 08.02.2016.

[44] Iraq’s Hezbollah forms new militia to frighten protesters: Sunni leader. In: Al Arabiya, 27.02. 2013. <http://english.alarabiya.net/articles/2013/02/27/268685.html>, abgerufen am 08.02.2016.

[45] Cole, Juan: Enter the Ayatollah: Sistani calls on Iraqis to enlist in Fight against “Terrorists”. In: Informed Comment, 14.06.2014. <www.juancole.com/2014/06/ayatollah-against-terrorists.html>, abgerufen am 08.02.2016. Al Khatteeb, Luay: What Do You Know About Sistani’s Fatwa? In: The Huffington Post, 10.07.2014. <www.huffingtonpost.com/luay-al-khatteeb/what-do-you-know-about-si_b_5576244.html>, abgerufen am 08.02.2016.

[46] Human Rights Watch: Irak: Milizen zerstören Dörfer und vertreiben Tausende (18.03.2015). <www.hrw.org/de/news/2015/03/18/irak-milizen-zerstoren-dorfer-und-vertreiben-tausende>, abgerufen am 08.02.2016; Schiiten-Milizen vor Ramadi: Aufmarsch der Todes-Schwadronen. In: Spiegel Online, 22.05.2015. <www.spiegel.de/politik/ausland/islamischer-staat-schiiten-milizen-sollen-ramadi-retten-a-1034901.html>, abgerufen am 08.02.2016. UNHCR Report on the human rights situation in Iraq in the light of abuses committed by the so-called Islamic State in Iraq and the Levant and associated groups (13.03.2015). <www.ohchr.org/EN/HRBodies/HRC/RegularSessions/Session28/Documents/A_HRC_28_18_AUV.doc>, abgerufen am 08.02.2016.

[47] Der aktuellste ist: Human Rights Watch: Ruinous Aftermath – Militias Abuses Following Iraq’s Recapture of Tikrit (20.09.2015). <www.hrw.org/node/281164>, abgerufen am 08.02.2016.

[48] Iraq’s Shiite militias pose threat to Kurds, Sunnis (01.10.2014). <http://rudaw.net/english/middleeast/iraq/01102014>, abgerufen am 08.02.2016.

[49] Iraqi Shiite cleric recalls militiamen from fight against Islamic State. In: The Washington Post, 17.02.2015. <wapo.st/1vGd4bu>, abgerufen am 08.02.2016.

[50] Iraq, the Center of a Regional Power Struggle. In: Stratfor, 18.09.2015. <www.stratfor.com/sample/analysis/iraq-center-regional-power-struggle>, abgerufen am 08.02.2016.

[51] ORB International: Iraqi Public Opinion – July 2015 (Juli 2015). <www.opinion.co.uk/perch/resources/iraqdata.pdf>, abgerufen am 08.02.2016.

[52] Evers, Erin: How Iraqi forces are destroying their own best shot at peace. In: MSNBC, 16.03.2015. <www.msnbc.com/msnbc/how-iraqi-forces-are-destroying-their-own-best-shot-peace>, abgerufen am 08.02.2016.

Kommentar verfassen