zu: Der Uniklinik-Chefvirologe Hans-Georg Kräusslich … warnt vor dem schwedischen Weg, RNZ, v. 6.11.2020 )
Leider ist der Blick auf den „schwedischen Weg“ auch bei Prof. Kräusslich recht oberflächlich.
Es ist zwar richtig, dass die Pro-Kopf-Zahl der Corona-Toten höher ist als in den Nachbarländern und rund dreimal so hoch wie in Bayern und Baden-Württemberg. Sie ist aber niedriger als in einigen europäischen Ländern, die einen strengen Lockdown hatten. Die Zahlen verschiedener Länder lassen sich jedoch nicht einfach vergleichen, da sie stark von zufälligen Ausgangsbedingungen abhängen. Die Länder mit prozentual vielen Toten, gehören, hatten alle auch das Pech, dass sich bei ihnen das Virus schon sehr früh verbreitet hatte, noch bevor es weltweit als ernste Bedrohung registriert worden war und überall erste Maßnahmen ergriffen wurden.
Doch auch in Schweden gingen Infektionen und Sterberate im Sommer auf ähnlich geringe Werte zurück, wie bei uns ‒ ohne Lockdown und Maskenzwang. Sie steigen nun zwar auch dort seit Herbstbeginn wieder an, aber langsamer als sonst in Europa. Die Zahl der wöchentlichen Todesfälle pro Kopf beträgt nur noch ein Drittel der deutschen. Frankreich hat mittlerweile mit seiner Gesamtzahl von Gestorbenen pro 100.000 Schweden überholt, die Niederlande und Tschechien nähern sich rasch an.
Die Zahl der Corona-Toten ist jedoch nur ein Aspekt. Auch die Lockdown-Maßnahmen in den anderen Ländern fordern Opfer, von einer Zunahme von Suiziden bis zur sinkenden Lebenserwartung von Millionen Menschen durch ihre Verarmung. Eine Studie der britischen Regierung schätzt die Zahl derer, die in Folge des ersten Lockdowns in den nächsten Jahren in ihrem Land sterben werden, auf 200.000. US-Wissenschaftler schätzen, dass durch ihn in den USA einige Millionen Lebensjahre verloren gehen werden.