Irakischer Widerstand meldet sich wieder

Die „Löwen der Gerechtigkeit“ vom „Imam Malik Bataillon“ haben demnach in der Nacht zum 9.4. bei Abu Ghraib ein US-amerikanischen Militärfahrzeug zerstört und dabei die Soldaten an Bord verwundet sowie die US-Militärbasis beim Bagdader Flughafen mit zwei Grad-Raketen getroffen – beides sehr häufige Aktionen der al-Rashidin Armee, eine der beiden großen Guerillaorganisationen der „Front für Dschihad und Wandel“ (näheres dazu im Update zu meinem jW-Zweiteiler Strukturen der irakischen Befreiungsbewegung )
Drei Wochen zuvor hatte eine andere Einheit, die „Ababeel Birds” der “Tabook Raketen-Brigade” den Botschaftskomplex der USA in Bagdad mit fünf Al-Hasib Raketen angegriffen. Die Führung der al-Rashidin-Armee hatte, wie sie in einer ausführlichen Erklärung mitteilte, recht kurzfristig erfahren, dass dort am Sonntag den 14.3.2010 ab 19.30 Uhr ein Treffen zwischen hochrangige Figuren der Besatzungsmacht und der iranischen Botschaft mit Mitgliedern der Wahlkommission stattfinden werde.
Ihr Angriff sei um 20.00 Uhr erfolgt, die Raketen hätten ihre Ziele mit hoher Genauigkeit getroffen und „Panik und Chaos in der grünen Kolonie“ provoziert. Die ganze Aktion habe von der Aufforderung zum Angriff bis zum sicheren Rückzug nur 40 Minuten benötigt.
Einen ähnlichen Angriff führten „Ababeel Birds” auch zu Silvester durch, als durchgesickert war, dass sich hier hochrangige US-Besatzer zur Neujahrs-Party versammeln würde. (s. „Al-Rashedeen Army Shares with the US Invasion their New Year Parties”, 2.1.2010)
Heyet Net, das Nachrichtenportal der Assoziation der islamischen Schriftgelehrten AMSI (arabisches Akronym: Heyet ) hat eine extra Rubrik „Resitance“, auf der sich noch mehr Kurzberichte über Angriffe der al-Rashidin-Armee und anderer, AMSI nahe stehenden Widerstandsgruppen finden lassen, fast täglich eine Meldung über eine größere Aktion.
Es gibt Anzeichen, dass die Aktivitäten wieder zunehmen. Laut McClatchy Newspapers agieren die Widerstandsgruppen zumindest wieder wesentlich offener. So würden Kämpfer am helllichten Tag Checkpoints errichten und DVDs mit Videoaufnahmen an Passanten verteilen, sowie Erklärungen in denen die Stämme und Armeeangehörige aufgefordert werden, ihre Kollaboration mit den USA zu beenden. (Iraq’s Anbar bombings only latest sign of trouble, McClatchy Newspapers, 12.10.2009)
Auch wenn die Aktionen seit Ende 2007 stark zurückgingen, setzt der irakische Widerstand der Besatzung auch nach sieben Jahren Krieg noch massiv zu.
Dabei stand er von Anfang an allein der größten militärischen Macht gegenüber, die es je gab. Er erhält keinerlei Unterstützung aus dem Ausland, kein Geld und keine Waffen wie ein Sprecher des Widerstands in einem Interview mit Al-Jazeera im Herbst letzten Jahres ausführlich erläuterte. Er hat keine Möglichkeit irgendwo offizielle Büros zu unterhalten und offizielle Sprecher zu ernennen, die regelmäßig Interviews geben könnten, oder eigene Erklärungen in Medien zu platzieren. (Layla Anwar, A Short Note on the Iraqi Resistance, An Arab Woman Blues Blog, 17.11.2009)
Es gibt noch nicht mal moralische Unterstützung von Seiten der europäischen Linken oder der westlichen Friedens- oder Solidaritätsbewegung. Er wird stattdessen ignoriert und diffamiert.
Viele irakische Blogger resignieren daher allmählich oder haben schon aufgegeben, wie „Badger“, der bis März letzten Jahres wichtige arabische Medieninformationen auf seinem Blog „Missing Links“ auf Englisch zusammenfaßte.
Layla Anwar auf ihrem Arab Woman Blues Blog schwankt stets zwischen Wut und Resignation.
In ihrem heutigen Beitrag über ein Al Jazeera Interview mit dem „amerikanischen Terroristen in Bagdad“, US-Botschafter Christopher Hill, überwog wieder die Wut: C. Hill : Iraq – The Price Was Well Worth It

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