Iran – Erste Todesurteile wegen Wahlproteste?

So vermeldet tagesschau.de mit Bezug auf den “Internationalen Tag gegen die Todesstrafe” unter der Überschrift “Prozesse gegen Regimegegner – Erste Todesurteile im Iran

Im Iran sind gegen drei Regimekritiker Todesurteile gefällt worden. Das berichtete die iranische Nachrichtenagentur ISNA unter Berufung auf einen Justizsprecher. Zwei der Dissidenten gehörten zu einer Gruppe, die die Monarchie wiederherstellen wolle, der dritte zur Rebellengruppe der exiliranischen Volksmudschaheddin.

Durch die Überschrift (“Erste Todesurteile”) und die im folgenden Absatz gezogene Verbindung zu den Prozessen gegen Angehörige der Protestbewegung nach den Präsidentenwahlen, wird der Eindruck erweckt, die drei Todesurteile wären in diesem Zusammenhang ergangen.
Viele andere Medien, wie der Guardian melden gleich, dass “drei weitere Protestierer zum Tode verurteilt wurden.” Grundlage der Meldungen ist die Meldung von Reuters “Iran sentences three to death over vote unrest
Der einzige Zusammenhang zu den Wahlprotesten, der genannt wird, ist jedoch, dass die Urteile danach erfolgten. Tatsächlich ergingen die Urteile aber offenbar für Taten, die die Verurteilten lange vorher begangen haben sollen.
Im englischen Internetportal von ISNA findet man die Meldung nicht, auf die sich alle Artikel beziehen. Sie dürfte sich aber kaum von der Meldung des iranischen Portals Press.TV unterscheiden. Demnach wurden die beiden Monarchisten für die Beteiligung an einem Bombenanschlag in Shiraz im April 2008 verurteilt.
Möglich, dass der Prozess nicht fair war und das Urteil falsch, das ist wie immer kaum aus der Ferne zu beurteilen. Doch unabhängig davon: Die tatsächliche Anklage zu unterschlagen ist jedoch bereits Desinformation und die Urteile gar als Urteile gegen einfache Demonstranten wegen der Wahlproteste darzustellen, Propaganda.
Und warum konzentriert sich die Tageschau beim Thema Todesstrafe allein auf den Iran?

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