Libyen – Lokale Opposition gegen Aufständische

Wie die israelische Zeitung Haaretz berichtete, hatten sich vor wenigen Tagen die Oberhäupter örtlicher Stämme in die umkämpfte Stadt Misurata begeben, um die Führer der Aufständischen dort zum Niederlegen der Waffen zu bewegen. Unter anderem weil durch die seit Wochen andauernden Gefechte der wichtige Hafen der Stadt blockiert ist, seien sie entschlossen eine Lösung zu Beendigung der Kampfhandlungen zu finden.
Sollten die Verhandlungen mit den Rebellen scheitern, werden sie eventuell mit eigenen Kämpfern auf Seiten der Regierung eingreifen. Nach Angaben des libyschen Vizeaußenministers könnten die sechs größten Stämme der Region bis zu 60.000 Kämpfer aufbieten. (Libya tribal leaders try to convince rebels to lay down arms, Haaretz, 24.04.11)
Auch in den Hochburgen der Aufständischen im Osten, die weit entfernt von den Kämpfen sind, macht sich offenbar Unmut breit. Zunehmend komme Frustration und Angst zum Vorschein, immer mehr Libyer befürchten einen lang anhaltenden Krieg, berichtet die DPA aus der zwischen Bengasi und Tobruk gelegenen Küstenstadt Derna.
Viele Leute sind ohne Arbeit, die Schulen sind geschlossen und die Lebensmittelpreise steigen rapide. Es gäbe schon einzelne Widerstandsnester gegen die Aufständischen, die bei Nacht aktiv werden. Sollte der Krieg noch länger dauern, könnten sich immer mehr Bürger der Stadt diesen anschließen. (NATO Escalates Bombing Assault, Libyans Fear Pro-tracted War, dpa, 26.4.2011)
Hinzu kommt, dass die Intervention der USA und der alten Kolonialmächte auch unter Gaddafi-Gegnern im Osten auf erhebliche Ablehnung stoßen dürfte. In ganz Libyen war die Empörung über den Irakkrieg groß, das weitere Schicksal des Irak ist hier nicht vergessen. Aus dem libyschen Osten kamen auch überdurchschnittlich viele islamistische Kämpfer, die im Irak gegen die Besatzer kämpften.
Das Vertrauen in die guten Absichten der NATO-Mächte ist daher sicherlich gering. Je mehr diese ihr militärisches Engagement ausweiten, desto mehr wird der Rückhalt für die Aufständische auch im Osten schwinden.

Kommentar verfassen